Die crossmediale Medienproduktion im Wandel: Interview mit Ira Melaschuk

Die 5. Auflage des Fachbuches „Web-to-Publish|Web-to-Media: Wege crossmedialer Medienproduktion“ ist gerade erschienen und wurde im Rahmen der PRINT & DIGITAL CONVENTION 2022 vorgestellt. Die drupa ist langjähriger Kooperationspartner von Autorin Ira Melaschuk, die bei dem Fachkongress auch mit einem Vortrag zum Thema vor Ort war. Wir haben mit ihr gesprochen.

Die Zukunft crossmedialer Medienproduktion ist das Fachgebiet von Ira Melaschuk. Die Autorin des Fachbuches „Web-to-Publish|Web-to-Media: Wege crossmedialer Medienproduktion“ präsentiert nun bereits die 5. Auflage des Standardwerkes. Die Expertin und Inhaberin der Melaschuk Medien – Unternehmensberatung hat mit der drupa einen langjährigen Kooperationspartner gewonnen, der auch das Erscheinen der 5. Auflage unterstützt hat. Im Interview spricht sie mit uns über Trends, Anforderungen und Einsatzgebiete crossmedialer Medienproduktion und präsentiert Best Cases.

Die 5. Auflage Ihres Fachbuches ist gerade erschienen. Wie hat sich die crossmediale Medienproduktion seit der 4. Auflage entwickelt?

Zum einen hat die Zahl der Medienkanäle, insbesondere im digitalen Bereich, zugenommen – von Social-Media-Plattformen bis hin zu virtuellen Welten. Zum anderen hat die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz an Fahrt aufgenommen, die mittlerweile mit hoher Qualität eine Reihe von Tätigkeiten übernimmt, wie das seither aufwendige Einpflegen von Medien- und Produktdaten, Bildfreistellungen oder Motivänderungen und vieles mehr. Das Datenmanagement und die damit verbundene Personalisierung sind außerdem noch wichtiger geworden.

Welche neuen Trends und Anforderungen gibt es?

Unter „neu“ würde ich das Metaverse einordnen, bei dem die Verbindung von Virtual– und Augmented-Reality-Anwendungen zu virtuellen Welten führt, die unseren Alltag künftig bestimmen sollen. Eine andere Entwicklung ist das PrintCSS zur Erstellung von PDF-Dateien auf Basis von XML- oder HTML-Dateien – quasi eine pragmatische Verbindung der Digital- mit der Print-Welt.

Eine nicht neue, aber immer wichtiger werdende Anforderung ist die Personalisierung von Publikationen, um Zielgruppen zum richtigen Zeitpunkt ansprechen zu können. Das kollidiert jedoch mit den Rahmenbedingungen des Datenschutzes, die tendenziell restriktiver werden und den daraus resultierenden technischen Einschränkungen, wie dem künftigen Wegfall von Third-Party-Cookies. Lösungen aus dem Dilemma werden heftig diskutiert und die nächsten Jahre zeigen, welche Technologien sich durchsetzen werden. Eine wichtige technische Basis wird aus meiner Sicht der Einsatz von sogenannten „Kundendatenplattformen“ sein, die Daten aus verschiedensten Datenquellen integrieren und gezielt ausleiten.

Haben sich die Einsatzbereiche crossmedialer Medienproduktion ausgeweitet oder verändert?

Die Einsatzbereiche weiten sich zum einen durch die zunehmende Zahl an Medienkanälen im digitalen Bereich aus. Zum anderen sind auch funktionale Erweiterungen festzustellen: Beispielsweise integrieren Social-Media-Plattformen häufig auch Shopping-Funktionen.

Die Digitalisierung umfasst immer mehr Bereiche und durchdringt die Prozessketten. Beispiele sind die Automatisierung des Einkaufs von Werbemitteln, darunter Drucksachen, sowie die Mediabuchung und Steuerungsprozesse.

Im Printbereich werden vermehrt Projekte mit hochpersonalisierten Publikationen umgesetzt – das Stichwort hierfür ist „Programmatic Printing“, bei dem Drucksachen mittels Digitaldruck als Eins-zu-Eins-Kommunikationsmittel produziert werden. Das Thema gewinnt angesichts des zunehmenden Drucks, dem die Printproduktion ausgesetzt ist, an Bedeutung.

Das „Ökosystem Marketing und Kommunikation“ umfasst ein ganzes Kapitel im Buch. Die Methode wurde von Melaschuk-Medien entwickelt. Können Sie uns beschreiben, was es damit auf sich hat?

Vereinfacht gesagt, beinhaltet das „Ökosystem Marketing und Kommunikation“ gängige Einsatzszenarien und typische Elemente von Marketing– und Kommunikationslösungen. Unternehmen, die Systeme suchen, können auf dieser Grundlage ihre Anforderungen definieren, sich quasi „aussuchen“, welchen Bedarf sie haben. Ist diese Positionierung klar, können dazu passende Lösungen evaluiert werden. Lösungsanbieter wiederum können mithilfe des Ökosystems ihre eigenen Angebote transparent darstellen. Dazu führe ich auch Anbieter-Zertifizierungen durch.

Gemeinsam mit Experten stellen Sie viele Lösungen und Best Cases vor: Welche davon präsentieren das Thema crossmediale Medienproduktion besonders einprägsam und anschaulich?

Damit ein Bericht im Kapitel „Praxis und Lösungen“ erscheinen kann, gibt es die Vorgabe, dass mit der vorgestellten Lösung mindestens zwei Medienkanäle ausgeleitet werden sollen, um als „crossmedial“ gelten zu dürfen. Insofern illustrieren alle Beiträge das Thema sehr konkret und zeigen die Vielfalt: individualisierbare Werbemittelproduktion für das lokale Marketing, zentrale Medien- und Produktdatenverwaltung mit personalisierter Ausleitung für E-Commerce, Print- und Digital-Publikationen, die kollaborative Magazinerstellung und ein Event-Buchungssystem mit E-Mail-Automation.

Unter den zahlreichen Unterstützern der Publikation sind auch verschiedene Bildungseinrichtungen:  Wieso hat sich Ihr Buch als Standardwerk etabliert?

Die Berufsbilder sind stark differenziert und das spiegelt sich auch in den Tätigkeitsprofilen in der Wirtschaft wider. Als ich 1989 meinen Abschluss an der Hochschule der Medien in Stuttgart (damals Fachhochschule für Druck) gemacht hatte, gab es sieben Studiengänge. Heute gibt es dort 16 Bachelor- und 9 Master-Studiengänge plus Vertiefungsangebote. Eine Herausforderung sehe ich darin, den Blick für das „große Ganze“ nicht zu verlieren. Das Fachbuch kann einen Beitrag dazu leisten.

Wieso haben Sie sich entschieden, das Buch sowohl als Printausgabe als auch online anzubieten?

Es geht in dem Buch um crossmediale Medienproduktion und der Name sollte auch Programm sein. Mir ist es ein Anliegen, weder für Print noch für die digitale Medienproduktion Partei zu ergreifen. Beide haben Ihre Vorzüge, Schwächen und Chancen.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke, Frau Melaschuk. Hier kann man das Buch erhalten. Außerdem wird es in einer limitierten Sonderausgabe auf der drupa ausliegen.

Über die Autorin: Ira Melaschuk ist Inhaberin der Unternehmensberatung Melaschuk-Medien und bietet anbieterneutrale Systemauswahl-Beratungen mit den Schwerpunkten Marketingportale, Web-to-Print-, Web-to-Publish- und Cross-Media-Lösungen. Von 2000 bis 2012 war sie Seminarleiterin an der Print Media Academy der Heidelberger Druckmaschinen AG und acht Jahre lang Lehrbeauftragte an der Bergischen Universität Wuppertal im Masterstudiengang Druck- und Medientechnik. Ihr Fachbuch „Web-to-Publish|Web-to-Media: Wege crossmedialer Medienproduktion“ hat sich als Standardwerk etabliert und wird an Hochschulen und Bildungseinrichtungen als Basisliteratur eingesetzt.

 Bilder Copyright-Hinweis: Ira Melaschuk, Melaschuk-Medien

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