Bruno Müller: Bei großen Auflagen sinken die Kosten, bei kleineren Auflagen erhöht sich die Komplexität
Nach der drupa ist vor der drupa! Welche Erkenntnisse sie von der drupa 2016 mitgenommen und welche Erwartungen sie an die drupa 2020 haben, verraten Branchenexperten jetzt auf unserem Blog. Den Anfang macht Müller Martini CEO Bruno Müller.

Quelle Titelbild: Messe Düsseldorf/ctillmann
Nach der drupa ist vor der drupa! Das können unsere Aussteller nur unterschreiben. In unserer neuen Reihe berichten sie von den Impulsen, die die drupa 2016 ihnen gegeben hat. Außerdem werfen sie einen Blick in die Zukunft, indem sie verraten, wie sich die Branche bis zur drupa 2020 weiter entwickeln wird und welche Trends sie bis dahin prägen werden. Den Anfang macht der CEO von Müller Martini, Bruno Müller.
Statements von Bruno Müller, CEO Müller Martini
Lieber Herr Müller, welche Impulse hat Ihnen die drupa 2016 für die kommenden Jahre gegeben?
Mit unserer Finishing 4.0-Philosophie und den neun ausgestellten Produktionslinien haben wir bei der drupa versucht, mögliche zukünftige Anwendungsfelder praxisnah aufzuzeigen.
Bei unseren Kunden sehen wir nun, dass diese Geschäftsmodelle vermehrt zum Tragen kommen. Das zeigt uns, dass wir in die richtige Richtung gehen. Mit unseren industriellen Lösungen für individualisierte und variable Printprodukte sind beispielsweise VDP-Produktionen (Variable Data Printing) bereits Realität. Dank digitaler Vernetzung sind die Systeme in der Lage, sich vollautomatisch für ein neues Produkt vorzubereiten und die Produktion möglichst ohne manuelle Eingriffe zu starten. Dies verlangt nach einem durchgängigen Produktionsprozess, einem hohen Automatisierungsgrad und einem präzisen Maschinenbau. Eine optimale Abstimmung dieser drei Komponenten ist wichtig und ermöglicht im Idealfall den Touchless Workflow.
Welche Entwicklungen werden die Branche bis zur drupa 2020 prägen und welche wichtigen Trends erwarten Sie bis dahin?
Die Vorteile von Finishing 4.0-Lösungen beschränken sich keineswegs auf digitale oder hybride Systeme. Traditionelle Geschäftsmodelle in der klassischen Weiterverarbeitung stehen unter starkem Kostendruck, der weiter ansteigt. Bei großen Auflagen heißt das Ziel deshalb Kostenreduktion. Vollautomatische Systeme, welche die Eingriffe der Maschinenführer während oder zwischen Produktionen auf ein absolutes Minimum beschränken, sind auch hier gefordert. Es gelten bezüglich Workflow die gleichen Anforderungskriterien wie im Digitalbereich: Die Make-Ready-Zeiten müssen tief sein, die Produktion sollte möglichst ohne manuelle Eingriffe über die Bühne gehen. Gleichzeitig werden auch hier die Auflagen kleiner, was die Komplexität erhöht. Große Chancen sehe ich außerdem im Bereich Kleinstauflagen mit variablem Inhalt und individueller Ausgestaltung. Die Individualisierung von Druckprodukten nimmt weiter zu und auch diesen Ansatz werden wir konsequent weiterverfolgen. Die entsprechenden Geschäftsmodelle werden sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln und um neue Ideen hinzukommen ergänzt.
Wie schätzt ihr die weiteren Branchen-Entwicklungen ein? Welche Innovationen und Neuheiten erwartet ihr auf der drupa 2020?